Wie erkläre ich es bloß meinen Eltern?
Diese Frage ist nicht auf meine Reiseplanungen bezogen (damit haben sich meine Eltern mehr oder weniger bereits damit abgefunden), sondern auf die Frage, wie wir während meiner Reise in Kontakt bleiben sollen. Zur Erklärung: Meine Eltern sind über 80 Jahre alt, haben ein Schnurlostelefon, und mein Vater hat ein Senioren-Klapp-Handy, das er aber – diplomatisch ausgedrückt – nur aus der Ladeschale nimmt, wenn es blinkt und ich einen Blick darauf werfen soll… Handy, Computer, Tablet, Internetanschluss: Fehlanzeige im Hause meiner Eltern.
Fakt ist aber, dass sowohl Telefonieren als auch mobiles Internet im Ausland mit einer deutschen SIM-Karte ziemlich teuer ist, insbesondere wenn man sich im außereuropäischen Ausland befindet. Die Lösung für Reisende ist deshalb eine SIM-Karte eines Anbieters nach Wahl im Reiseland. In meinem Handy steckt übrigens schon seit 2023 eine zweite (Prepaid) SIM-Karte des serbischen Anbieters Yettel, die ich 2024 problemlos wieder reaktivieren konnte und auch 2025 wieder ihre Dienste tun wird.
Hier mal ein kurzer Vergleich zwischen Datenroaming bei meinem deutschen Anbieter (1&1) und meiner Prepaid-Karte bei Yettel: Bei 1&1 zahle ich für 5 GB (gültig für einen Monat) 39,99 € (Tarifinformation bei 1&1 als PDF), während ich bei Yettel für 15 GB (gültig für zwei Wochen) 700 RSD zahle (Tarifinformation auf yettel.rs), also umgerechnet etwa 6,00 €. Es gibt auch noch andere Prepaid-Tarife speziell für Touristen ausschließlich für mobiles Internet bei Yettel, aber das schließt einerseits normales Telefonieren aus und andererseits ist man in der Internetgeschwindigkeit auf 10MBit/Sekunde beschränkt.
Okay, jetzt könnte ich günstiger mobil surfen (meine Wohnungen im Ausland sollen natürlich über WLAN verfügen) und mit meinen Eltern telefonieren, aber: Wenn man plant, für Monate unterwegs zu sein, wäre es doch schön, wenn man ab und zu mal ein Bild oder ein Video schickt oder vielleicht auch mal Videotelefonie macht. Von meiner Seite aus kein Problem, denn mit meinem Android-Handy, dem iPad und dem Windows-11-Laptop, den ich mir erst gestern bestellt habe, bin ich auch auf Reisen mit allen Betriebssystem-Plattformen (außer meinem geliebten Linux) ausgestattet und kann somit sämtliche Apps und Programme für Videotelefonie und Messaging installieren. Doch wie mache ich es, dass meine Eltern das auch tun können?
Ich werde nicht umhinkommen, meinen Eltern ein Tablet zu kaufen – ob iPad oder Android-basiert, lasse ich zunächst einmal offen. Wichtig ist, dass es so konfiguriert wird, dass nur die tatsächlich erforderlichen Apps angezeigt werden, sodass meine Eltern nicht zunächst einen Einführungskurs in die Bedienung bei der VHS besuchen müssen. Und das ist nicht einmal hämisch gemeint, denn selbst ich stelle an mir selbst fest, dass ich trotz meiner jahrzehntelangen Erfahrung mit Computern und Handys nicht alle Bedienfunktionen meines Smartphones kenne. In den nächsten Wochen werde ich mich also damit beschäftigen herauszufinden, wie man ein iPad oder ein Android-Tablet „seniorenresistent“ macht.
Die nächste Frage ist, wie bekommen wir Internet? Ein Internet-Festnetzanschluss ist zwar machbar (meine Eltern haben einen Telefonanschluss bei der Telekom sowie einen gekündigten Vertrag bei Kabel Deutschland, sodass sowohl DSL als auch Internet per Kabel möglich wäre), aber teuer und für „das bisschen“ Messaging und Videotelefonie übertrieben. Somit ist wohl ein Daten-Mobilfunkvertrag das sinnvollste – und entweder ein Tablet mit SIM-Funktion oder ein Mobilfunk-Router. Letzterer hätte sogar den Vorteil, sollte ich mal für ein paar Wochen bei meinen Eltern sein, ich diesen mit meinem eigenen Equipment ebenfalls mitbenutzen könnte.
Eine weitere Frage ist, was der passende Tarif für einen Daten-Mobilfunkvertrag ist. Dazu muss man aber zunächst kalkulieren, was der voraussichtliche Bedarf ist an monatlichem Datenvolumen. Ich bin dabei ein schlechtes Beispiel, da ich als Power-User beispielsweise im November rund 380 GB verbrauchte. Davon entfielen auf die mobile Datennutzung mit dem Handy allerdings nur 1 GB. Wenn ich allerdings unterwegs bin, sei es in Deutschland oder im Ausland, benötige ich wesentlich mehr Datenvolumen.
Wichtig zu wissen ist, was das Betriebssystem und die System-Apps monatlich an Daten verbrauchen. Mein Android-Handy benötigte im letzten Monat gerade einmal 39 MB. Alle paar Monate kommt sowohl bei Android als auch bei iOS ein Betriebssystem-Update, und auch die installierten Apps werden regelmäßig aktualisiert (Telegram fast alle zwei Wochen, das sind etwa 80 MB pro Aktualisierung). Wenn man also von 1 GB pro Monat ausgeht, die für alle wichtigen Updates und „Hintergrundrauschen“ draufgehen, ist man mehr als auf der sicheren Seite. Dann kommt noch der Datenverbrauch hinzu, der fürs Messaging (Texte, Fotos und Videos), Telefonieren übers Internet und Videotelefonie hinzukommen. Das Schreiben von Texten ist vernachlässigbar. Messenger wie WhatsApp oder Telegram reduzieren (wenn gewünscht) die Bildqualität, sodass auch das Versenden von Fotos (je nach Häufigkeit) relativ geringen Traffic verursachen wird – ich gehe einfach mal von 500 MB pro Monat aus.
Bei der Telefonie und insbesondere bei der Videotelefonie wird es schon kritischer. Geht man von 1,5 MB/Minute bei Telefonie und 5 bis 8 MB/Minute bei Videotelefonie aus, verbraucht man für ein halbstündiges Telefonat 45 MB und für ein Videotelefonat derselben Länge 240 MB. Wenn man also einmal pro Woche ein halbstündiges Videotelefonat führt, verbraucht man im Monat bereits etwa 1 GB an Daten.
Den am meisten unterschätzten Datenverbrauch hat man bei den Videos. Videos werden im Gegensatz zu Bilddateien bei den Messengern nicht qualitätsreduziert versendet, sondern landen 1 zu 1 beim Empfänger. Mit 10 bis 20 MB pro Minute Video muss man deshalb rechnen. Zu viele (oder zu lange) Videos können deshalb einen monatlichen Mobil-Datentarif in kurzer Zeit aufbrauchen (das gilt übrigens auch für Instagram-Reels, weshalb ich Instagram selten ohne WLAN nutze).
Summa summarum gehe ich deshalb davon aus, dass selbst für meine bisher nicht internetaffinen Eltern ein Datentarif von mindestens 5 GB pro Monat angebracht wäre. Ein Tarifvergleich zeigt, dass man dies bereits ab rund 5,50 € pro Monat erhalten kann. Allerdings sollte man unbedingt überprüfen, ob der günstigste Netzanbieter auch vor Ort die beste Qualität liefert – schließlich will man ja nicht erst vor die Tür gehen, um eine qualitativ hochwertige und schnelle Internetverbindung zu haben. Bei Telefonica O², den der günstigste Anbieter nutzt, scheint die Netzabdeckung zumindest in der Theorie kein Problem zu sein.
Die letzte Frage, die sich mir noch stellt, ist die des Messaging- bzw. Telefonie- und Videotelefoniedienstes. Ich persönlich bin ein Fan von Telegram. Ich kann damit Texte versenden sowie kurze Videonachrichten in sogenannten Circles, kann Telefonie und Videotelefonie durchführen, kann Storys für meine Kontakte veröffentlichen, und ich kann auch bspw. meine Telefonnummer und sogar meinen Benutzernamen vor anderen verbergen (anders als bei WhatsApp). Allerdings weiß ich nicht, ob Telegram auch für meine Eltern geeignet ist.
Dieser und weiterer Fragen werde ich in den kommenden Wochen nachgehen. Und anders als üblich werde ich dieses Mal auch Elektronik-Fachmärkte aufsuchen, um auf die Suche zu gehen nach einem seniorengerechten Tablet. Im Internet erfährt man viel, aber manchmal muss man der Sache „vor Ort“ auf den Grund gehen. Und um auf Nummer sicher zu gehen, werde ich dazu auch meine Eltern mitnehmen.
Was ist Eure Erfahrung mit Tablets für Senioren? Hinterlasst gerne einen Kommentar 🙂
Übrigens, das Foto in diesem Beitrag ist KI und wurde von Grok erzeugt.
Update: Meine Mum hat zugestimmt und sogar gesagt, dass sie das Tablet selbst bezahlen will 🙂