
Zwei Monate Südosteuropa – ein Rückblick
Am 19. August werde ich den Balkan verlassen und weiterfliegen nach Dubai und anschließend nach Indonesien. Zeit, nach knapp zwei Monaten Aufenthalt in Südosteuropa Resümee meiner bisherigen Reise zu ziehen. Die Kurzfassung: Es hat sich gelohnt, es war schön, es war erlebnisreich – bis auf kleinere Ausnahmen.
Die ersten Tage verbrachte ich in Budapest, und wie es so ist, wenn man seinen Urlaub startet, ist man noch irgendwie im Modus „So viel wie möglich, so schnell wie möglich“. Schaue ich mir meine Fitness-App auf dem Handy an, habe ich nirgendwo mehr Kilometer zurückgelegt zu Fuß als in Budapest – teilweise mehr als 20 am Tag! In den darauf folgenden Wochen hat sich das allerdings gelegt, wobei zugegebenermaßen die Tage, an denen ich weniger als 10 Kilometer gegangen bin, weiterhin in der Minderheit sind.
Anschließend ging es nach Subotica in Serbien. Drei Wochen verbrachte ich dort, entdeckte die Stadt, bis es eigentlich nichts mehr zu entdecken gab. Aber es waren erholsame drei Wochen, denn die folgenden Stationen meiner Reise waren in einem Vier- oder Fünf-Tage-Rhythmus eingeplant (was ziemlich stressig werden kann, wenn man Check-Out aus der Unterkunft, Anreise zum nächsten Ort sowie Check-In in der nächsten Unterkunft nicht gut geplant hat). Die nächsten Orte in Serbien waren Vrdnik, Novi Sad und Belgrad. Karina und Ruslan begleiteten mich während dieser knapp zwei Wochen.
Vrdnik ist ein kleiner Ort in der Vojvodina, der für seine Thermalquellen bekannt ist. Unsere Unterkunft in Vrdnik war zwar etwas altbacken (wohl eher gedacht für Rentner), aber das Bett war so komfortabel, dass ich an einem Tag sogar mehr als 11 Stunden geschlafen habe (was bei mir so gut wie nie vorkommt). Wir besuchten an einem Tag die Fruške Terme, ein etwas außerhalb des Ortes gelegenes, großes Thermalbad, das zu einem Mövenpick-Resort gehört. Da es am anderen Tag regnete, begnügten wir uns mit einem Thermal-Schwimmbad im Ort, das allerdings den Charme eines 70er-Jahre Schwimmbads für Reha-Patienten versprühte (was Karina dazu brachte, es baldmöglichst wieder zu verlassen).
Novi Sad ist eine meiner Lieblingsstädte Serbiens – aber die Unterkunft, die ich dieses Mal hatte, war kein Highlight. Gelegen im dritten Stock, sollte man eigentlich davon ausgehen, dass es keine Probleme mit Mücken gibt. Allerdings waren die Fenster zu einem Innenhof gelegen, in dem es vor Tauben nur so wimmelte, und trotz Schutznetzen waren die unterhalb meines Apartments gelegenen Balkone von Tauben bevölkert (und dementsprechend auch verschissen). Dies war wahrscheinlich auch der Grund, weswegen es von Mücken geradezu wimmelte, und ohne Anti-Mücken-Spray brauchte ich mich gar nicht erst schlafen zu legen. Ansonsten verbrachten wir eine schöne Zeit in Novi Sad; ich traf Roman wieder und Kirill, der erst vor zwei Monaten nach Novi Sad gezogen war, lernte ich kennen.
Belgrad war die letzte Station in Serbien, und das Apartment, das wir mieteten, war traumhaft. Zwei Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, Bad und ein Balkon im sechsten Stock mit Blick auf die Waterfront und Novi Beograd! Leider verbrachte Ruslan von den fünf Tagen, die wir in Belgrad verbrachten, vier Tage wegen einer Mandelentzündung in Bett, sodass ich meistens mit Karina unterwegs war – und Sasha, der uns fast täglich für ein paar Stunden begleitete. Am ersten Abend bekam ich von ihm sogar ein verspätetes Geburtstagsgeschenk (eine Kette aus Weißgold), während ich im Gegenzug das Abendessen in einem georgischen Restaurant übernahm. Dori traf ich ebenfalls zum Eisessen (wie schon seit langem versprochen), und am Abreisetag war ich mit Sasha, Roman und Maks (der von Paris auf der Rückreise war) noch beim Kaffeetrinken, bevor wir uns am Flughafen Belgrad voneinander verabschiedeten.
Mit dem Flieger ging es schließlich weiter nach Tivat in Montenegro, mit Kotor als Reiseziel. Dort ließ ich mich zuerst von einem Taxifahrer übers Ohr hauen (der 40 € für die Fahrt nach Kotor verlangte) und anschließend vom Inhaber des Apartments, der mich in ein anderes als das gebuchte Apartment verfrachtete. Anstelle des Ausblicks auf einen belebten Platz in der Altstadt bekam ich ein muffiges Apartment mit Blick auf einen 5 x 5 Meter großen Innenhof. Das Fenster konnte man nur morgens aufmachen, wenn das Fischrestaurant unterhalb nicht geöffnet hatte, da ansonsten der Dunst aus der Küche in den Innenhof (und mein Apartment) zog. Andererseits war der Innenhof ruhig, was man von den belebten Straßen und Gassen Kotors nicht behaupten kann. Besonders wenn einer der großen Ozeanriesen vor Anker geht, füllt sich Kotor innerhalb kürzester Zeit mit abertausenden von Touristen. Rückblickend kann ich eigentlich nur davon abraten, eine Unterkunft in der Innenstadt Kotors zu buchen und sich stattdessen irgendwas außerhalb zu suchen.
Nach vier Tagen endete mein Ausflug in Montenegro, und es ging per Bus weiter nach Bosnien und Herzegowina. Die Anreise war atemberaubend, links und rechts von der Straße die Berge Montenegros und im Tal ein Fluss mit türkisblauem, kristallklarem Wasser! Nach ein paar Stunden kamen wir in Mostar an, einer Stadt, die vor allem für ihre Alte Brücke bekannt ist. Meine Unterkunft in Mostar war wunderbar, zwar in einer jugoslawischen Plattenbausiedlung gelegen, jedoch im neunten Stock und mit Balkon sowie einer tollen Aussicht. Da die Altstadt von Mostar sich innerhalb eines Tages gut erkunden lässt, buchte ich auch einen Tagesausflug, unter anderem zu den Kravica Wasserfällen – sehr lohnenswert, wenngleich unsere Reisegruppe nach einem Tag unterwegs zu fünf oder sechs Stationen ziemlich ausgepowert war.
Anschließend ging es nach Sarajevo, der Hauptstadt Bosniens. Meine Unterkunft war okay, wenngleich mir das Bett Rückenschmerzen bereitete. Der Besuch auf dem Basar in Sarajevo löste bei mir eine merkwürdige Art von Glücksgefühl aus: Es waren die optischen Eindrücke, aber auch die Vielzahl an unterschiedlichen (positiven) Gerüchen, die irgendwie dazu führten, als fühlte ich mich nicht in Europa, sondern irgendwo im Orient verortet. Hinzu kamen die vielen muslimischen Touristen, die teilweise in Vollverschleierung durch die Gassen schlenderten. Bosnien ist ein größtenteils muslimisches Land, was man auch daran merkt, dass es im größten Supermarkt keinen Alkohol zu kaufen gibt. Stattdessen geht man in einen Laden, dessen Eingang eher an eine Hinterhof-Kaschemme erinnert, tatsächlich aber ein Vollsortimenter an Alkoholika ist. In Mostar war es demgegenüber problemlos möglich, ein Bier im Supermarkt zu kaufen.
Was ich in Sarajevo nicht vergessen werde, war der Besuch der Sportstätten der olympischen Winterspiele 1984. Es handelte sich um die ersten Winterspiele, die ich als 8-jähriger im Fernsehen verfolgen durfte. Vučko, das olympische Maskottchen, blieb mir von damals in Erinnerung. Und so kam es, dass ich nicht nur die olympische Bobbahn komplett ablief (und auch noch den ganzen Berg herunterwanderte), sondern auch im Basar vier dieser Maskottchen als Stofftiere kaufte – eines für mich, eines als Geschenk für Maks, und zwei für Mathias, der sie wohl für seine Kinder bei mir orderte.
Nach ein paar Tagen verließ ich Sarajevo per Flugzeug und flog nach Zagreb, der Hauptstadt Kroatiens. Und ich muss sagen, Zagreb hat mich wirklich überrascht! Meiner Meinung befindet sich dort nicht nur eine Altstadt, sondern vier davon, je nachdem, welchen Teil man abläuft. Die untere Stadt lässt sich architektonisch vergleichen mit der Belgrader Innenstadt. Dann ist da die obere Stadt, in der die Straßennamen sogar teils noch auf Deutsch lesbar sind. Dann gibt es noch die Altstadt oberhalb des Marktes, die tatsächlich wie ein Marktflecken aussieht. Und zwischendrin ist eine Straße, in der sich zwar ein Lokal an das andere reiht, aber eigentlich aussieht wie ein Dorf. Meine Unterkunft war übrigens in einem Altbau, mit vier Meter hohen Wänden und einer eingezogenen Zwischendecke, in der sich mein Bett befand – eine tolle Lösung, um platzsparend Raum zu schaffen.
Die nächste Station war Rijeka. Eigentlich wollte ich dort ein paar Tage länger bleiben, aber mangels ursprünglich geplanter Privatunterkunft musste ich mir ein preislich doch recht teures Apartment nehmen, weshalb ich nur sechs Tage dort verbrachte. Teils allein, teils mit Maks und Hrvoje erkundete ich die Stadt (und besuchte Orte, die selbst die beiden noch nicht kannten, obwohl dort seit einiger Zeit wohnhaft). Es war ein kurzweiliger Aufenthalt, wobei ich anmerken muss, dass Rijeka nicht der beste Ort ist, um einen Badeurlaub zu verbringen – eher für eine Städtereise mit zwei Tagen Aufenthalt. Dennoch hat es mich gefreut, wieder ein paar Tage mit Maks verbringen zu können!
Aktuell bin ich wieder in Zagreb. Ich habe mir diesmal ein Apartment im Souterrain genommen, mit Terrasse und kleinem Garten – und einigen Mücken, die mir gerade meine Beine zerstechen, während ich diesen Beitrag verfasse. Von hier aus werde ich zwei Tagestouren unternehmen, zum einen nach Ljubljana in Slowenien und zum anderen nach Plitvica. Die restlichen Tage werde ich zum Entspannen nutzen (unter anderem im Naherholungsgebiet „Jarun“ mit seinem gleichnamigen See) sowie für einigen Schreibkram, der noch zu erledigen ist (Visum für Indonesien, Antrag auf eine Anwartschaftsversicherung für meine PKV zum Beispiel).
Und schließlich, in einer Woche, endet mein diesjähriger, fast zweimonatiger Aufenthalt auf dem Balkan. Werde ich nächstes Jahr wiederkommen? Sicher! Es gibt noch so vieles zu entdecken, das ich bisher noch nicht gesehen habe, und manchmal lohnt es sich auch, wieder zu bereits besuchten Städten zurückzukehren.