Drei Wochen auf Bali und Lombok – drei Wochen Entschleunigung

Drei Wochen auf Bali und Lombok – drei Wochen Entschleunigung

Heute sind es genau drei Wochen, seit ich mich in Indonesien befinde – und morgen ist mein letzter Tag, bevor es weitergeht nach Armenien. Es ist 13 Uhr, als ich mit diesem Beitrag beginne, und zu Hause in Deutschland ist es gerade einmal 7 Uhr morgens. Aufgewacht bin ich heute kurz vor 6 Uhr, wie jeden Tag – nahe dem Äquator geht die Sonne jeden Tag gegen 6 Uhr auf und gegen 18 Uhr unter. Und ich möchte die Sonnenstunden genießen, so gut es geht…

Als ich vor drei Wochen am Flughafen Denpasar ankam, startete mein Aufenthalt hier erst einmal mit einem Schockmoment: Noch bevor ich am Gepäckband ankam, erreichte mich eine E-Mail meiner Fluggesellschaft, dass es mein Aufgabegepäck am Flughafen Singapur nicht in mein Flugzeug geschafft hat! Allerdings sei das Gepäck bereits im nächsten Flugzeug unterwegs, das eine Stunde später auf Bali landen sollte. Also war zunächst Warten angesagt… Der nächste Flieger landete, doch wo war mein Gepäck? Es stellte sich heraus, dass die Gepäckabfertigung am Flughafen Denpasar die langsamste ist, die ich jemals erlebt habe. Während ich meinem Shuttleservice zum Hotel nach einer Stunde absagen musste, wartete ich eine weitere geschlagene Stunde, bis endlich mein Koffer auf dem Rollband ankam. Wenigstens war ich nicht der einzige, dem es so ging…

Nach den anschließenden Formalitäten mit dem Zoll (die tatsächlich nur 30 Sekunden in Anspruch nahmen) organisierte ich mir ein Grab-Taxi, das mich nach Kuta fuhr. Unser Hotel lag unmittelbar hinter dem Strand und der Flaniermeile von Kuta in einer kleinen Seitengasse. Bis dahin waren es zwar nur ein paar Kilometer, doch die engen Straßen, zumeist als Einbahnstraßen ausgelegt, sind dem massiven Straßenverkehr nicht gewachsen. Stau ist nicht die Ausnahme, es ist die Regel hier. Jedenfalls mußte ich mir über einen vorzeitigen Check-In im Hotel nach diesen ersten Erlebnissen keine Gedanken mehr machen.

Die Hotelanlage war toll, mit schönem Swimming-Pool (wichtig, da der Strand von Kuta zwar zum Surfen, aber wenig zum Schwimmen geeignet ist), und es waren tatsächlich nur drei Gehminuten bis zum Strand und zur Partymeile. Auch wenn ich etwas ausgepowert war, traf ich mich abends mit Sasha, der vor ein paar Tagen aus Belgrad angereist war, auf einen Kaffee. Die übrigen Wochen verbrachte ich übrigens mit meinem Freund aus Berufsschulzeiten, Matthias, und seiner indonesischen Frau Aminah. Matthias hat die Reise organisiert, und so brauchte ich mich diesmal um so gut wie nichts kümmern – Unterkünfte und Transfers waren alle bereits im Voraus gebucht.

Die nächste Station auf unserer Reise war Gili Gede – eine ziemlich kleine und touristisch wenig erschlossene Insel, die zu Lombok gehört. Matthias‘ Schwager Anton hat dort ein Homestay – ziemlich einfach gehalten, ohne Warmwasser, ohne Klimaanlage, dafür mit Ventilatoren und Mückennetz im Schlafzimmer (das Bett war übrigens sehr bequem). Auf Gili Gede traf ich auch den Rest von Aminahs Familie, und konnte so die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Indonesier kennenlernen. Da wir nur zwei Nächte auf Gili Gede verbrachten, begannen unsere Tage früh (vor Sonnenaufgang) und endeten relativ spät gegen 21 Uhr (Entertainment gab es auf der Insel mit Ausnahme des Rufs des Muezzin natürlich nicht). Wir waren einen Vormittag fischen, schwammen danach am Strand vor Antons Homestay (nicht der beste Strand, er ist gespickt mit Seeigeln), machten an einem Nachmittag einen Inselrundgang und besuchten am Abend noch ein Restaurant.

Übrigens, nach Gili Gede kamen wir mit einem Speedboot – einer Art Monsterbus zu Wasser mit vier Außenbordmotoren, das mit geschätzt 70 km/h über das Wasser jagt. Okay, wenn es wie bei der ersten Überfahrt sonnig und das Meer ruhig ist, aber nicht unbedingt spaßig bei rauer See.

Unsere Reise setzten wir anschließend fort auf die Hauptinsel Lombok. Arpad, der achtjährige Sohn von Anton, war unser Kapitän nicht nur auf dieser Überfahrt. Den Transport nach Kuta (Lombok) übernahm Jum, ein weiterer Schwager von Matthias. In Kuta hatten wir uns in ein Resort eingebucht, direkt an der Strandpromenade gelegen. Im Gegensatz zu Kuta (Bali) spielt sich das Leben jedoch nicht an der Strandpromenade ab, sondern einige hundert Meter im Stadtinneren (dafür war es im Resort wunderbar ruhig). Interessanterweise gibt es in Kuta (Lombok) auch keine Grab-Taxis oder Grab-Rides, sodass man entweder die innerörtlichen Strecken zu Fuß zurücklegt oder darauf hofft, dass einen ein Taxler oder Rollerfahrer nicht bescheißt.

Der Strand von Kuta auf Lombok ist nicht unbedingt der schönste – es ist kein Sandstrand, sondern es sind auf wenige Millimeter heruntergeschliffene Korallen. Nur wenige Leute waren im Wasser, an der Strandpromenade herrschte tote Hose, und zum Sonnenaufgang hatte ich tatsächlich einmal den vielleicht zwei Kilometer langen Strand vollkommen für mich allein. Aus diesem Grund beschlossen Matthias und ich, die Strände der Umgebung zu erkunden und nahmen uns einen Chauffeur. Und tatsächlich, mit dem „Pantai Selong Belanak“ in Praya Barat fanden wir den Inbegriff eines Traumstrandes: feinster weißer Sand in einer tollen Bucht, mit Wellen sowohl geeignet für Surfer als auch für Schwimmer. Dazu Strandliegen und Warungs (kann man übersetzen mit Imbisse), bei denen man sich günstig Essen und Trinken bestellen kann. Für den nächsten Tag buchten wir uns erneut unseren Chauffeur und blieben dort den ganzen Tag am Strand. Eine absolute Empfehlung!

Von Kuta aus brachen wir auf nach Montong, wo uns Annie, die Schwester von Aminah, und ihr australischer Ehemann Alan zum Barbeque in ihr Ferienhaus einluden, bevor wir nach Senggigi weiterfuhren. Senggigi ist ein relativ kleiner Ort, der allerdings voll auf Tourismus ausgelegt ist. Das zeigte sich schon bei unserem Hotelresort, das über mehr als 230 Betten verfügt. Allerdings war zu der Zeit, wo wir ankamen, so gut wie nichts mehr los – die Hauptsaison schien bereits vorbei zu sein. So rungen die Cafés und Restaurants um jeden Besucher, doch viele davon waren vollkommen leer. Dies und die Tatsache, dass ich mir für fast eine Woche einen „Bali Belly“ einfing (man nennt es auch Montezumas Rache) ließ mich die meiste Zeit am Hotelpool verbringen, in sicherer Nähe zu einem stillen Örtchen. Den Tagesausflug zu den Wasserfällen und zum Monkey Forest musste ich jedenfalls ausfallen lassen. Jedoch besuchte ich noch in der Hauptstadt von Lombok, Mataram, die dortige Moschee sowie einen Hindu-Tempel.

Das Highlight unserer dreiwöchigen Reise war der anschließende Aufenthalt auf Gili Trawangan. Diese Insel hat vielleicht einen Durchmesser von 500 Metern und ist ohne motorisierten Verkehr. Als Taxis fungieren Pferdekarren; daneben gibt es noch Fahrräder und E-Scooter zum Leihen. Wir leisteten uns für knapp eine Woche ein sündteures Resort, jeder von uns mit einem 60 Quadratmeter-Bungalow und sogar mit Freiluft-Badewanne. Spätestens hier begann für uns das, was ich als Begriff bereits in der Überschrift verwendet habe: die totale Entschleunigung. Mit dem Fahrrad hat man die Insel in einer Stunde umrundet, und der Tagesablauf besteht aus einer Mischung von Erholung und Entspannung am Strand und im Meer, im Spa, bei einer Massage oder beim Essen. Unser Strandbereich war als „Turtle Beach“ ausgezeichnet, und in der Tat konnte man täglich die Schildkröten im Wasser beobachten, wenn sie in Strandnähe das Seegras vom Meeresboden pflückten.

Der Strand auf Gili Trawangan ist übrigens mit Vorsicht zu genießen. Es handelt sich um ein Korallenriff (leider von den vielen Touristen schon ziemlich zerstört) mit entsprechend steinigem Untergrund. Beim Tauchen bei anstehender Ebbe habe ich mir dann tatsächlich einen Zeh an einem Stein so gestoßen, dass ich ihn mir glaube ich gebrochen habe (ich war noch immer nicht beim Röntgen, um Gewissheit zu haben, aber egal). Ein Arzt auf der Insel gab mir dann eine Diclofenac-Salbe, die ein wenig Linderung verschafft, aber bis ich wieder meine 25 Kilometer am Tag laufen kann wird es wohl noch einige Zeit dauern.

An den letzten Tagen auf Gili Trawangan schlug dann das Wetter um. Zunächst begann es leicht zu nieseln, bevor am Tag vor der Abreise die Regengüsse einsetzten. Just zum Mittagessen kam dann die Nachricht von unserer Speedboot-Company, dass für heute bereits alle Verbindungen nach Bali abgesagt werden mussten und unser Boot am nächsten Tag bereits um 8:30 Uhr anstelle um 11:30 Uhr ablegen muss, weil wegen des zu erwartenden starken Wellengangs der Hafenmeister späteres Auslaufen verbietet.

Anstelle eines gemütlichen Frühstücks hieß es deshalb am nächsten Tag frühzeitig raus aus den Federn, die Koffer gepackt, verladen auf die Pferdekarren und dann zum Hafen. Bereits kurz nach 8 Uhr legte unser Speedboot ab, in Richtung einer schwarzen Gewitterfront und mit Aminah, mir und Matthias auf der Bank hinten im überdachten Freien, da der Innenbereich bereits voll war (diejenigen, die sich auf dem Sonnendeck befanden, waren noch weniger zu beneiden). Die Überfahrt begann ruhig, wurde dann stürmischer und regnerischer, und kurz bevor wir unseren Hafen auf Bali erreichten, musste der Kapitän einige gewagte Ausweichmanöver bei voller Fahrt unternehmen, da sich durch die Unwetter eine Menge Treibgut auf dem Wasser befand. Ich möchte mir nicht ausmalen, was gewesen wäre, hätte unser Speedboot einen dieser Palmenstämme gerammt! Dennoch, nach zweieinhalb Stunden Überfahrt kamen wir auf Bali an.

Dass die Unwetter auf Bali noch viel stärker waren als auf Lombok bemerkten wir erst, als die Einteilung der Shuttlefahrten vorgenommen wurde. Uns wurde mitgeteilt, dass einige Hotels wegen Überschwemmungen nicht angefahren werden können, jedoch das Möglichste versucht wird, um die Reisenden zu ihren Unterkünften zu bringen. So war beispielsweise der Flughafenzubringer unter Wasser oder die Zufahrt nach Canggu weggespült. Später war dann in den Medien zu lesen, dass es auch Todesopfer gab und zahlreiche Menschen ihre Häuser verloren. Der Weg zu unseren Hotels am „Pantai Jerman“ – dem „Deutschen Strand“ war jedenfalls frei zugänglich, nur auf manchen Straßen und Wegen staute sich das Wasser noch ein wenig.

Seit Mittwoch bin ich also nun im Palm Beach Hotel in Kuta. Keine teure Unterkunft, weniger als 25 Euro zahle ich hier pro Übernachtung. Warum ich diesen Preis erwähne? Nun, man kann hier auch 160 Euro oder mehr pro Nacht ausgeben (wie bspw. auf Gili Trawangan), aber auch wenn ich hier nur ein Standardzimmer habe, ist die Qualität doch beachtlich: keine 100 Meter vom Strand weg (auch wenn die Brandung hier einem die Füße unter dem Arsch wegzieht), ein ausgezeichnetes Hotelrestaurant mit verdammt günstigen Preisen, ein grandioser Pool, eine große Mall gleich hinter der Hotelanlage, einen Kilometer ist es nach Süden bis zum Flughafen und einen Kilometer nach Norden bis zum Kuta Beach (wo der Bär brummt).

Und hier setze ich meine Entschleunigung bis morgen fort. Vielleicht treffe ich mich noch mit Daniil (wir hatten das schon vor exakt drei Wochen vor), ansonsten genieße ich die letzten 24 Stunden noch am Strand bei einem Cappuccino und einem Croissant zum Frühstück, am Pool mit einem Bintang (indonesisches Pils) oder in der näheren Umgebung, bevor es um 19:45 Uhr am Sonntag heißt: „Ready for Takeoff“ mit dem nächstes Ziel Eriwan, Armenien. Es ist jetzt 15 Uhr, als ich diese letzte Zeile schreibe. Wie schnell doch die Zeit vergeht…

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