Interview

Interview

Der Donaukurier hat am 7. März ein Interview veröffentlicht, in dem sowohl ich als auch mein Gegenkandidat auf diverse Fragen mittels E-Mail geantwortet haben. Der Donaukurier hat eine Kürzung meines Interviews vorgeschlagen, weshalb ich gerne das Interview in voller Länge veröffentlichen möchte. Angefragt für dieses Interview wurde bereits am 20. Februar.

Die Bürgermeisterkandidaten von Lenting erzählen von ihren Visionen für die Zukunft

Lenting – In ein paar Wochen wird der nächste Bürgermeister von Lenting gewählt. Wir haben die Kandidaten, Christian Conradt (CSU) und Amtsinhaber Christian Tauer (SPD), interviewt und ihnen Fragen zu ihrer Kandidatur gestellt. Die Bürgermeisterwahl in Lenting ist für Sonntag, den 10. März geplant.

Während sich die Wahlkampfzeit in der Gemeinde dem Ende zuneigt, haben beide Kandidaten einen fairen Wahlkampf geführt und darauf verzichtet, sich gegenseitig in der Öffentlichkeit anzugreifen. Dennoch wird nur einer von ihnen in Zukunft den Chefsessel besetzen. Deshalb haben wir versucht, von den Kandidaten zu erfahren, warum sie besser für das Amt geeignet sind als ihre Konkurrenz. Wir haben ihnen Fragen gestellt, die sie schriftlich beantwortet haben. vov

  1. Warum möchten Sie Bürgermeister werden/bleiben?

In den vergangenen Jahren wurden viele Projekte begonnen, die in der Umsetzung sind: Wohnbaugebiete, der Erweiterungsbau der Schule, die Ertüchtigung unserer Trinkwasserversorgung, nur um ein paar Beispiele zu nennen. Ich möchte diese Projekte gerne abschließen und zudem weitere Projekte verfolgen, die für die Zukunft unserer Gemeinde von Bedeutung sind, etwa die Schaffung einer weiteren Kita im Süden Lentings oder die Möglichkeit, günstigen Wohnraum etwa durch genossenschaftliches Bauen zu schaffen. Glücklicherweise hat die Bundesregierung am 20. Februar wieder Förderprogramme für diese Art von Wohnform aufgelegt.

  1. Was ist Ihnen eine Herzensangelegenheit, die Sie als Bürgermeister
    als Erstes umsetzen werden?

Was mich schon lange gestört hat war, dass im Kitabereich die Möglichkeit auf Ganztagsbetreuung besteht, im Grundschulbereich jedoch nicht. Hier herrschte bislang eine Lücke bis zur Mittelschule ab der 5. Klasse, bei der wir Ganztagsklassen anbieten können. Dies soll nun zu Beginn des Schuljahrs 2026/27 durch einen staatlich geschaffenen Rechtsanspruch auf Ganztag in der Grundschule gelöst werden. Wir sind deshalb seit mehr als vier Jahren in den Planungen dafür, haben ein durchdachtes Konzept und wollen baldmöglichst mit dem Bau beginnen. Die Umsetzung als Hort bedeutet zwar auch eine Beteiligung mittels Elternbeiträgen, aber sie ermöglicht auch eine Betreuung bspw. in den Schulferien.

  1. Was würden Sie anders machen als Ihr Gegenkandidat? Was unterscheidet Sie klar von Ihrer Konkurrenz?

Ich erinnere mich an die Gemeinderatssitzung im Oktober 2021, als es um das Projekt Lebensmittelmarkt und Ärztehaus ging. Am Tag der Sitzung ging per E-Mail ein Änderungsantrag von Christian Conradt und drei weiteren Mitgliedern der CSU-Fraktion ein. Der Antrag enthielt Forderungen, die die Bauwerber erfüllen sollten, ansonsten würde man dem Projekt nicht zustimmen. Noch in der Sitzung wurden die Forderungen von den beiden Vorhabenträgern, von denen einer, Herr Dr. Hüttner, sogar Mitglied der CSU-Gemeinderatsfraktion ist, akzeptiert. Dennoch wurde der Tagesordnungspunkt vertagt und in der darauffolgenden Sitzung stimmten die vier CSU-Räte gegen den Beschluss, der wortwörtlich die Forderungen aus ihrem Änderungsantrag beinhaltete.

Ich war damals mehr als verwundert über dieses Verhalten: Zum einen handelte es sich in meinen Augen nicht um einen Kompromissvorschlag, sondern um einen Forderungskatalog, der von Dr. Hüttner konsterniert akzeptiert wurde (Zitat Dr. Hüttner im DK: „Wenn es das Projekt rettet“). Andererseits zeigten die späteren Nein-Stimmen die offenbar weiterhin bestehende grundsätzliche Ablehnung zum Projekt. Man kann gegen etwas sein, aber dann sollte man es auch offen kommunizieren anstelle Forderungen zu stellen um Zustimmung zu signalisieren, um später dann trotzdem die Zustimmung zu verweigern. Solche taktischen Spielchen hat man von mir nicht zu erwarten.

  1. Welche Projekte wollen Sie am meisten in der Gemeinde unterstützen?

Projekte müssen nicht immer groß sein, um meine Unterstützung zu finden. Ich erinnere z.B. an die alljährliche Baum-des-Jahres-Pflanzaktion, die von Familie März ins Leben gerufen wurde und nun von Familie Treffer weitergeführt wird, an das Schmücken des Christbaums vor dem Rathaus durch den TSV, an die Osterbrunnenfeste, an die Gestaltung der Grünfläche an der Manterinbachbrücke bei der Hofmark durch zwei Anwohnerinnen (die es als „kleine Wohlfühlzone“ sogar auf Google Maps geschafft hat) oder an die Ideen des Deutsch-Türkischen Elternvereins, der seit kurzem in Lenting aktiv ist (siehe auch Frage 7). Diese Projekte wurden und werden von Bürgerinnen und Bürgern unserer Gemeinde initiiert und umgesetzt. Ich denke, solche Projekte, die das Ortsbild unserer Gemeinde punktuell prägen oder die örtliche Gemeinschaft beleben, verdienen nicht nur Anerkennung, sondern auch volle Unterstützung. Schließlich leitet sich das Wort Kommune vom lateinischen „communis“ ab, was „gemeinsam“ bedeutet.

  1. Wie würden Sie den Ausbau von Gewerbegebieten und Neubaugebieten mit dem Umweltschutz vereinbaren?

Ich befürworte ausdrücklich die Ansiedlung umweltfreundlicher Gewerbebetriebe, wenngleich die Gemeinde hier nur im Rahmen der Bauleitplanung und bei der Vergabe gemeindeeigener Grundstücke unmittelbar Einfluss ausüben kann. Aber auch das Beispiel der Lentinger Kessel AG, die kürzlich mit der Urkunde „Umwelt + Klimapakt Bayern“ ausgezeichnet wurde, zeigt, dass Unternehmen aktiv daran interessiert sind, ihren CO2-Fußabdruck zu minimieren und möglichst klimaneutral zu produzieren.

Bei neuen Wohngebieten wie „Hinter den Zäunen IV“ wollen wir Themen wie das Schwammstadt-Prinzip berücksichtigen, um das Mikroklima im Quartier zu verbessern und das anfallende Regenwasser im Baugebiet zwischenzuspeichern, anstatt es sofort in die Kanalisation abzuleiten. Allerdings ist es schwierig, bestimmte Teilbereiche des Umweltschutzes gleichzeitig umzusetzen: CO2-Reduzierung durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern ist schwerer umsetzbar, wenn gleichzeitig Gründächer gefordert würden. Hier müssen die Ziele gegeneinander abgewogen und letztlich Kompromisse gefunden werden.

  1. Welchen Beitrag kann Lenting für den Klimaschutz leisten?

Kurzfristig ist die Installation von Photovoltaikanlagen auf unseren kommunalen Gebäuden geplant bzw. bereits beauftragt: Das Rathaus wird noch in diesem Jahr im Zuge der energetischen Sanierung mit einer Solaranlage ausgestattet, im Zuge der Schulerweiterung ist auch geplant, den Bau II und den künftigen Bauabschnitt IV mit einer Photovoltaikanlage auszustatten. Damit haben wir die Möglichkeit, den selbst erzeugten Strom vor Ort zu verbrauchen, anstatt ihn vom Energieversorger zu beziehen (wobei anzumerken ist, dass von der Gemeinde bereits ausschließlich Ökostrom bezogen wird). Die Straßenbeleuchtung wird sukzessive auf LED-Technik umgestellt, um auch hier den Stromverbrauch zu senken. Beim Wasserwerk wird übrigens bereits seit einigen Jahren Strom durch eine Dach-Photovoltaikanlage selbst erzeugt und eigenverbraucht.

Für das geplante Wohnbaugebiet „Hinter den Zäunen IV“ prüfen wir intensiv den Einsatz einer zentralen Nahwärmeversorgung auf Basis erneuerbarer Energien und sind bereits mit potentiellen Betreibern im Gespräch. Auch haben wir bereits eine sogenannte „kommunale Wärmeplanung“ in Auftrag gegeben, um zu erfahren, wie die Wärmeversorgung im Gemeindegebiet Lenting zukünftig mit erneuerbaren Energien sichergestellt werden kann.

Klimaschutz bleibt allerdings eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Denn laut Energienutzungsplan für den Landkreis Eichstätt beträgt der kommunale Anteil am Stromverbrauch nur 2 % und am Wärmeverbrauch nur 1 % des Gesamtverbrauchs. Insofern gehen wir als Kommune zwar mit gutem Beispiel voran, haben aber, bezogen auf die Summe aller Verbraucher, mit unseren Liegenschaften keinen signifikanten Anteil am Klimaschutz.

  1. Wie werden Sie sich für die Interessen der Kinder und Jugendlichen in Lenting einsetzen?

Eine gute Möglichkeit, sich an der Kommunalpolitik zu beteiligen, sind zum Beispiel die regelmäßigen Besuche der vierten und sechsten Klassen unserer Grund- und Hauptschule im Rathaus. Die Schülerinnen und Schüler bereiten sich intensiv darauf vor und bringen ihre Wünsche ein. So war ein Wunsch aus dem Jahr 2021, den Schwammerlspielplatz hinter der Schule neu zu gestalten – 2023 kam dann die Rückmeldung, dass die neuen Spielgeräte gut ankommen.

Mittlerweile bin ich auch zu dem Schluss gekommen, dass die Gemeinde mehr in die Jugendarbeit investieren sollte. Zwar leisten die Vereine und die katholische Kirche vor Ort eine hervorragende Jugendarbeit. Aber nicht alle Kinder und Jugendlichen wollen oder können sich in einem Verein engagieren. Zudem ist zu bedenken, dass sich der Anteil der konfessionslosen bzw. nichtchristlichen Einwohnerinnen und Einwohner der 50-Prozent-Marke nähert – Tendenz steigend. Eine Möglichkeit wäre, nach dem Bau der neuen Kindertagesstätte im Süden Lentings in dem dann freiwerdenden Gebäude in der Ellenbrunnerstraße unter anderem einen Jugendtreff einzurichten. Erfreulich ist auch, dass sich der deutsch-türkische Elternverein, dessen Vorsitzende eine Lentingerin ist, verstärkt in die Jugendarbeit einbringen will. Der Gemeinderat hat dafür den Mehrzweckraum am Bergfürst zur Verfügung gestellt. Ich erhoffe mir dadurch auch eine Erhöhung der Partizipation der Jugendlichen an der Gemeindepolitik.

  1. Was sind Ihre Ideen für die Digitalisierung?

Auf unserem Bürgerserviceportal stehen derzeit 17 Online-Verfahren zur Verfügung, hier ist sicherlich noch Luft nach oben. Allerdings muss natürlich abgewogen werden, welche laufenden Kosten dem gegenüberstehen und welche Verfahren von den Bürgerinnen und Bürgern auch tatsächlich regelmäßig genutzt werden. Zudem sind einige Online-Verfahren nur mittels eID nutzbar, was technische Hürden auf Anwenderseite mit sich bringt.

Ein positives Beispiel ist die Online-Terminvereinbarung, die wir seit einiger Zeit anbieten und die sich großer Beliebtheit erfreut. In Kürze wollen wir auch ein Online-Portal nutzen, auf dem sich Interessenten für die zum Verkauf stehenden Grundstücke der Gemeinde bewerben können. Die Einführung digitaler Wasserzähler würde den Hausbesitzern das Ablesen ersparen und den Verwaltungsaufwand durch automatische Ablesung und Verarbeitung bei der Bescheiderstellung reduzieren. So wie es bereits möglich ist, eine defekte Straßenbeleuchtung über unsere Homepage zu melden, wäre es interessant, diese Möglichkeit auf eine umfassende Mängelmeldung auszuweiten. Um dieses Beschwerdemanagement effektiv zu gestalten, ist jedoch zunächst die Anbindung des Bauhofes und der Wasserversorgung an den Server im Rathaus erforderlich, die wir im Zuge der nächsten Hardwarebeschaffung auch umsetzen wollen.