Vier Monate danach…
… und ich werde immer wieder gefragt, wie’s mir geht. Nun, mir geht’s gut, ich habe mir eine Auszeit genommen. Ich glaube, nach 30 Jahren Berufstätigkeit, davon 18 Jahre als Notarfachangestellter und 12 Jahre als Erster Bürgermeister, sowie 23 Jahren politischer Betätigung, davon 11 Jahre ehrenamtlich und 12 Jahre hauptamtlich habe ich mir das irgendwie auch verdient 🙂
Vielleicht eine kleine Anekdote, um mal zu verdeutlichen, was sich seit dem 20. April bei mir geändert hat: Anfang Juni hat mir ein Freund aus der Schweiz geschrieben, dass am 15. Juni in Zürich ein Konzert ist und ob ich mitkommen wolle. Normalerweise hätte ich meinen Terminkalender gecheckt und gesehen, dass an jenem Wochenende Pfarrfest sowie Jahreshauptversammlung der SPD ist. Stattdessen habe ich am selben Abend noch die Konzertkarten besorgt und ein Hotel gebucht. 🙂
Ich bin keine Person des öffentlichen Lebens mehr. Und darüber bin ich froh. Ich muss meine Worte nicht mehr ständig abwägen, ich muss keine Entscheidungen mehr treffen, die sowieso irgendjemandem nicht gefallen – „allen Recht getan ist eine Kunst, die niemand kann“. Und ich stehe nicht mehr unter ständiger Beobachtung. Ich erinnere mich noch gut, als mir während einer Reise der Pfarrei vorgehalten wurde „Herr Bürgermeister, sie rauchen ja schon wieder“. Ja, ich bin Raucher, und während einer Urlaubsreise muss niemand zählen, wie viele Zigaretten ich pro Tag rauche.
Natürlich gibt es und wird es immer Leute geben, die einen anschauen und meinen „Der kann doch nicht…“ oder „Das geht doch nicht…“ – warum denn nicht? Bürgermeister ist ein Amt auf Zeit. Manche nennen es einen Traumjob, aber es ist eben genauso eine Bürde. Wenn die Amtszeit vorüber ist, sollte man einfach mal einen Schlussstrich ziehen und das (frühere) Amt und die Person voneinander trennen. Wenn man die Person so oder so nicht leiden kann – okay. Wenn man nur ein Problem mit meinem Amt hatte – ich bin für jeden Spaß zu haben. Und wenn jemand ein Problem damit hat, dass ich jetzt Pension beziehe: Verdammt, seien Sie froh, dass sich überhaupt noch Leute finden, die dieses Amt übernehmen wollen (insbesondere in den letzten Jahren, wo die Übergriffe auf Amtsträger massiv zugenommen haben).
Politik ist für mich jetzt Nebensache. Ich lese regelmäßig den Donaukurier, den Spiegel, BR24 und die Frankfurter Rundschau. Das war’s. Ich möchte jetzt die Zeit nachholen, die ich in den vergangenen Jahren (selbstverschuldet) vernachlässigt habe. Freunde treffen, Reisen unternehmen, Abenteuer erleben… Wenn Sie Probleme damit haben, empfehle ich Ihnen, meine Seite nicht weiter zu besuchen. Ansonsten sind Sie herzlich eingeladen, an meinem neuen Lebensabschnitt teilzuhaben. 🙂