Eine App, um Lebensmittel zu retten
Die Themen Lebensmittelverschwendung, Lebensmittel retten, Foodsharing oder Containern sind derzeit in aller Munde. Nicht zu Unrecht, werden doch viel zu viele Lebensmittel, die eigentlich noch zum Verzehr geeignet sind, vorzeitig weggeworfen. Rund ein Drittel aller Lebensmittel werden dabei von privaten Haushalten unnötig weggeworfen (Stichwort: abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum als irrtümlich vermutetes Verbrauchsdatum). Aber auch bereits im Produktionsprozess von bspw. Gemüse wird wegen des Anspruchsverhaltens der Verbraucher schon etliches, was essbar ist, aussortiert. Etwas geringer ist der Anteil an Lebensmitteln, die vom Einzelhandel entsorgt werden, weil die Produkte (angeblich) nicht mehr verkäuflich sind.
Es gibt diverse Ansätze, um Lebensmittel zu retten. Ein löbliches Beispiel sind die Tafeln, die kostenlos Lebensmittel Bedürftigen zur Verfügung stellen. Hierzu möchte ich an den Spendenaufruf der Tafel Kösching erinnern, die derzeit auf Lebensmittel- und Geldspenden angewiesen sind, um den gestiegenen Bedarf decken zu können. In der Diskussion ist derzeit auch das sogenannte Containern, bei dem Lebensmittel aus Müllcontainern des Einzelhandels gerettet werden – was (derzeit noch) den Straftatbestand des Hausfriedensbruchs erfüllen kann. Foodsharing wiederum ist eine Bewegung im Bereich der Lebensmittelrettung, die auf rechtssicherem Wege nicht mehr verkäufliche Produkte einer „Zweitverwertung“ zuführt.
Die drei genannten Beispiele setzen ein hohes Maß an ehrenamtlichen und/oder zeitlichen Engagement voraus – und im Bereich des Containerns auch den Mut, sich möglicherweise einer Strafverfolgung zu unterziehen.
Eine weitere interessante Möglichkeit, der Lebensmittelverschwendung entgegenzutreten, ist eine Handy-App namens „Too good to go“. Kurz zusammengefasst, erlaubt die App folgendes: Ein Unternehmer bietet auf der App eine „Reste-Box“ an nicht verkauften Lebensmitteln an, und der Privatkunde kann diese über die App zur Abholung buchen und bezahlen. Dabei kann es sich zum Beispiel um Backwaren handeln, die während des Tages nicht verkauft wurden und am nächsten Tage „der Frische wegen“ nicht mehr verkäuflich wären. Oder um Gemüse, das bereits etwas welk ist und nicht mehr dem Verbraucheranspruch entspricht. Oder, was wahrscheinlich die interessanteste Abnahmeform ist (weil weder Foodsharing noch die Tafeln hierfür geeignete Abnehmer sind): frisch zubereitete Lebensmittel, die übrig geblieben sind und alsbald verzehrt werden sollten.
Beispiele hierfür sind Produkte aus Bäckereien und Backshops wie Sandwiches, aber auch belegte Brötchen, warme Mahlzeiten, Überbestände des Mittags- oder Abendbuffets und vieles mehr.
Derzeit ist die Auswahl in unserem näheren Einzugsbereich noch relativ überschaubar. In nächster Nähe verfügbar sind nur ein „Magic Bag“ (also eine Überraschungstüte) in einer Tankstelle in Kösching und ein Obst- und Gemüsebag bei einem Einzelhändler in Oberhaunstadt. Wenn man jedoch den Landkreis verlässt und den Ingolstädter Bereich erkundet, wird man eher fündig – nicht nur in der Innenstadt und im Westpark, sondern auch in anderen Stadtteilen.
Bei meinem nächsten Besuch in Ingolstadt werde ich versuchen, mir den einen oder anderen „Magic Bag“ zu reservieren. Ausprobieren will ich das zunächst mit dem Angebot der „Nordsee“ (dort werden sowohl Hauptgerichte als auch Snacks angeboten) und/oder von „BackWerk“. In ein paar Wochen sollte es hier einen neuen Blogbeitrag zu dem Thema geben.
Ach ja, nebenbei: Es geht mir hier nicht darum, ein Lebensmittel-Schnäppchen zu machen, und ich werde deswegen auch nicht extra nach Ingolstadt fahren. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, möchte ich zumindest einmal die Gelegenheit nutzen, um über meine Erfahrungen zu berichten. Ansonsten bin ich meinen lokalen Einzelhändlern treu, und ich möchte an dieser Stelle auch alle Händler im nächsten Einzugsbereich ermuntern, an einem der genannten Programme teilzunehmen. Lebensmittel sind schlichtweg zu wertvoll, um in der Tonne zu landen 🙂